Schömberg um
1860
Im
Jahre 1860 wurde vom königlich-statistisch-topographischen
Bureau die Beschreibung des Oberamts Neuenbürg
herausgegeben. In diesem Buch gibt es zum ersten mal eine
ausführliche Beschreibung
der Gemeinde Schömberg. Dort heißt es unter
anderem: 632
Einwohner leben in großen Teils unansehlichen, häufig
mit Schindeln gedeckten Häusern; übrigens trifft man
auch einzelne stattliche Bauernhäuser. Mit
Ausnahme einzelner Vermöglicheren sind die Einwohner trotz
ihrer einfachen Lebensweise und ihres Fleißes ziemlich
unbemittelt und ein großer Teil derselben (etwa 40 Männer)
sucht sich durch Holzmachen zu ernähren. Die übrigen
Erwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und Holzhandel. Der
ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 150 Morgen, der
mittlere 30 Morgen. Die Armen besitzen2-3 Morgen und nur Einzelne
haben gar keinen Grundbesitz. Das
Gewerbe beschränkt sich außer auf 3 Schildwirtschaften
auf die nötigsten Handwerker. Als Nebengewerbe ist die
Handspinnerei, welche vor allem im Winter betrieben wird zu
nennen. Die
Thannmühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang ist
südwestlich vom Ort am Calmbach gelegen. Im
Tälchen am Ort ist ein kleiner Weiher, dessen Abfluss eine
Sägemühle betreibt, die jedoch öfters wegen
Mangels an Wasser stille steht.
Soweit
ein Auszug aus der Oberamtsbeschreibung. Wer
waren die Menschen und Familien die damals in Schömberg
gewohnt haben? Wo standen die Häuser. Gibt es heute noch
Häuser aus dieser Zeit in Schömberg? Die
erste Frage beantwortet das Schätzungs-Protokoll zur
Festsetzung der Versicherungswerte der einzelnen Gebäude.
Die zweite Frage wird
durch einen Blick auf die 1836
erstellte Flurkarte beantwortet. Hier wurden alle damals
existierenden Häuser eingetragen und durchnummeriert.
Begonnen wird im unteren Bereich der heutigen Talstraße mit
der Nr. 1. Als letztes Gebäude wird die Tannmühle im
Calmbacher Tal mit der Nr. 85 erwähnt. Alle später
entstanden Gebäude wurden nach der Entstehungszeit
durchnummeriert. Dies hatte zur Folge, dass in später Zeit
zwei neben einander stehende Häuser völlig
unterschiedliche Hausnummern haben konnten. D. h.: man konnte an
der Hausnummer nicht erkennen wo das Gebäude steht, sondern
eher wann es gebaut wurde. Die Hausnummerierung wurde erst 1955
geändert. Häuser
aus dieser Zeit gibt es noch einige. Von den 3 erwähnten
Schildwirtschaften, es handelt sich um den Löwen, den Hirsch
und den Ochsen, gibt es keine mehr als Gaststätte. Der Löwen
und der Ochsen bestehen aber noch als Gebäude.
Jedes Haus hatte nur
einen beheizbaren Raum. Dazu kamen je nach Größe
mehrere Kammern und die Küche. In fast jedem Haus gab es
einen Stall.
Bis
um 1860 war für Dörfer wie Schömberg eine relativ
geschichtslose Zeit, fast ohne jeglichen Fortschritt. Über
viele Jahrhunderte gab es Jahr für Jahr den gleichen Ablauf
im bäuerlichen Leben, unterbrochen von Hungersnöten und
kriegerischen Verwicklungen die von außen hereingetragen
wurden. Es gab keine erwähnenswerte Betriebe die eine
überörtliche Bedeutung gehabt hätten, wie z. B.
die Flößerei in den Tälern oder die Sensenfabrik
in Neuenbürg. Eine Änderung dieser Situation trat erst
ein mit der Industrialisierung in Pforzheim und der Erschließung
des Raums durch die Bahnlinien in den Tälern. (1868 + 1874)
und natürlich mit der Entwicklung Schömbergs zum Kurort
ab 1888. Eine gravierende Änderung der Bausubstanz ergab
sich durch den Dorfbrand von 1876
Wie
schon erwähnt ist im Schätzungsprotokoll festgehalten
welche Familie in welchem Haus gewohnt hat mit Beschreibung
dieses Hauses.
Das
Schömberger Schätzungsprotokoll wurde am 1. Januar 1857
erstellt. Es beschreibt die Situation zu diesem Zeitpunkt. Durch
Tod, Zuzug und Wegzug, durch Verkauf, Abbruch und Neubau ist der
Gebäudebestand und die Eigentümerstruktur einer steten
Wandlung unterworfen die in Folgeblättern auch dokumentiert
ist. Zusammen mit der Oberamtsbeschreibung und der Flurkarte aus
dem Jahre 1836 ergibt sich ein recht genaues Bild des Ortes und
der Bevölkerung zu diesem Zeitpunkt.
In
der Onlinedatei, die im wesentlichen eine Abschrift des
Schätzungsprotokolls ist, und alle Gebäudedaten der 86
Anwesen enthält, wurde von mir versucht, -soweit bekannt-
die Eigentümer mit Personendaten zu ergänzen, Wenn
vorhanden wurden Bilder der jeweiligen Gebäude hinzugefügt.
Die Fotos entstanden nach 1860, geben aber doch einen guten
Eindruck in diese Zeit.
Ergänzt
werden die Daten durch Ausschnitte aus der Flurkarte 1836.
Da
durch die Bilder eine große Datei entstand, wurde diese von
mir fürs Internet geteilt.
Zur
Verfügung steht eine Gesamtdatei
im Pdf-Format Stand Januar 2007!
(ca 430 kb) mit guten Suchmöglichkeiten aber schlechten
Bildern und html-Dateien für die Gebäude: (ca 800
kb je)
Gebäude
Nr. 1-16, Gebäude
Nr. 17 - 32, Gebäude
Nr.33 - 53 und Gebäude
Nr 54 - 86 html-Dateien: Stand
Jan. 2007
Quellen:
Schätzungsprotokoll
(Versicherungswert) Stand:
1. Januar 1857. Bürger-
und Vermögenslisten aus dem 19. Jhd. beides
aus dem Gemeindearchiv Flurkarte
1836 (Urkarte) Fotos:
Sammlung KH Bertsch, Margot Burkhardt, Frau Keppler
Bemerkungen:
Bildmaterial das einen
Endruck auf die alte Bausubstanz wiedergibt ist nur in geringen
Umfang vohanden. Angaben zu Familien wurden soweit Informationen
vorliegen eingearbeitet. Schwierigkeiten liegen in den häufig
gleichen Namen. Berichtigungen und Ergänzungen werden gerne
angenommen.
W.
Obert
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